Tödliche Lkw-Unfälle weil Politik und Industrie zögern

Wie gefährlich der tote Winkel ist, weiß jeder Fahranfänger. Wer in der Führerscheinprüfung den Schulterblick vergisst, fällt durch. Anders im Lkw: Die Fahrzeuggröße verhindert den Schulterblick. Deshalb sterben jedes Jahr bundesweit rund 20 bis 40 Menschen, weil nach rechts abbiegende Lastwagen sie übersehen. Meist sind Radfahrer, seltener Fußgänger die Opfer. AUTO BILD hat zum Thema recherchiert und stellt fest: Die Technik, die Lkw-Unfälle durch tote Winkel verhindert, gibt es bereits. Ausgebremst werden diese Sicherheitsmaßnahmen allerdings durch Politik und Industrie. Verbindliche Verordnungen auf bundesweiter oder europäischer Ebene seien ein Muss um Unfälle dieser Art zukünftig zu minimieren, so AUTO BILD-Redakteur Claudius Maintz.

Im vergangenen Jahr gab es im Bundesverkehrsministerium einen runden Tisch zum Thema. Dennoch werde der tote Winkel als Unfallursache immer noch völlig unterschätzt. Dabei gibt es bereits Lösungsansätze. In Japan beispielsweise sind Sichtfenster auf Kniehöhe der Lkw-Fahrer Standard. Auch der "Blind Spot Assist" könnte Abhilfe schaffen: Radarkameras warnen die Lastwagen-Fahrer optisch und akustisch vor anderen Verkehrsteilnehmern, die sich im toten Winkel befinden. So könnte Schätzungen zufolge die Hälfte der Unfälle verhindert werden.

Der "Blind Spot Assist" von Daimler soll zur Nutzfahrzeug-IAA 2016 serienreif und als Extra bestellbar sein. Auch MAN entwickelt gerade einen Abbiege-Assistenten. Spediteure, die sich für den Einbau solcher Systeme entscheiden, stehen allerdings vor Problemen: Ein Großteil der Hersteller hat Abbiege-Assistenten nicht im Programm. Zudem ist die Installation kostenintensiv. Claudius Maintz: Unfälle durch tote Winkel können verhindert werden, indem die Politik die Geräte per Gesetz verordnet oder Lkw-Fahrer privilegiert, die sich freiwillig mit der Technik ausstatten. Bis dahin bleiben tödliche Kollisionen zwischen Lastwagen und anderen Verkehrsteilnehmern traurige Realität.

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Quelle: AUTO BILD