Vom Turbolader bis Chiptuning: Technik für extra Schub

Moderne Motoren werden immer kleiner, die Leistungsangaben dafür immer größer. Der Trick steckt in unscheinbaren Bauteilen, die Abgasenergie zurückgewinnen und Luft verdichten. Ergänzend mobilisieren elektronische Systeme das letzte Quäntchen Drehmoment. Turbolader, elektrische Verdichter, smarte Steuergeräte und leistungsfähige Sensoren sorgen dafür, dass aus wenig Hubraum spürbar mehr Schub entsteht. In Europa gelten aufgeladene Motoren inzwischen als Standardlösung, Analysen erwarten für viele Segmente einen Anteil aufgeladener Antriebe von rund 40 Prozent und mehr.

Mini-Bauteile mit maximalem Wirkungsgrad

Der klassische Abgasturbolader nutzt Energie, die sonst wirkungslos im Auspuff verschwindet. Eine Turbine sitzt im heißen Abgasstrom, auf derselben Welle dreht ein Verdichter, der Frischluft in den Motor presst. Dadurch steigt die Luftmasse im Zylinder, der Motor kann mehr Kraftstoff verbrennen, ohne sein Grundkonzept zu verändern. Versuche zeigen, dass ein Motor mit Turboaufladung je nach Auslegung deutlich mehr Leistung liefert als ein vergleichbarer Saugmotor. Im Tuningbereich werden für Turboaggregate grob Leistungssteigerungen zwischen 40 und 70 Prozent genannt, wenn alle Komponenten darauf ausgelegt sind.

Vom Serienbauteil zum Upgrade - wann sich ein Turbolader lohnt

Nicht nur Hersteller setzen auf Aufladung, auch im Aftermarket spielt das Thema eine große Rolle. Wer einen Turbolader kaufen möchte, etwa als Ersatzteil oder Upgrade[/url], bewegt sich im Spannungsfeld zwischen seriöser Leistungssteigerung und überzogenem Tuning. Seriöse Anbieter achten darauf, dass Verdichterrad, Lagerung, Ladeluftkühlung und Motorsteuerung zusammenpassen. Wird nur der Lader "größer", ohne dass die Einspritzmenge und Abgastemperaturen im Blick sind und ohne dass die Schmierung überprüft wird, drohen Schäden am Motor. Gerade bei hohen Mehrleistungen können zusätzliche Prüfungen an Bremsanlage und Fahrwerk notwendig werden, um die Leistung sicher auf die Straße zu bringen.

Elektrische Booster und 48-Volt-Technik

Die nächste Ausbaustufe sind elektrisch unterstützte Lader. Hier sitzt ein kleiner Elektromotor direkt an der Turbowelle und bringt den Verdichter schon auf Drehzahl, bevor genug Abgas anliegt. Hersteller wie Mercedes-AMG koppeln solche Systeme an ein 48-Volt-Bordnetz und erreichen so sehr hohe Drehzahlen des Laders bei gleichzeitig reduziertem Turboloch. Zulieferer geben an, dass Mildhybridsysteme mit 48 Volt den CO2-Ausstoß eines Fahrzeugs im Alltagsbetrieb um einen zweistelligen Prozentwert senken können, weil Rekuperation und elektrischer Zusatzschub den Verbrennungsmotor entlasten.

Software-Schub - Chiptuning als digitale Feinwaage

Zusätzlicher Schub entsteht nicht nur im Turbinengehäuse, sondern auch im Steuergerät. Beim Chiptuning greifen Anbieter in Kennfelder für Einspritzmenge und Ladedruck ein und passen den Zündzeitpunkt an. Der ADAC berichtet von Angeboten, die bis zu 50 Prozent mehr Motorleistung versprechen, ohne mechanische Teile anzufassen. Dabei besteht aber die Gefahr, dass ein Turbolader und die Kupplung stark belastet werden und auch das Getriebe unter dauerhaft höherem Ladedruck leidet. Wer hier seriös unterwegs sein will, setzt auf einen Leistungsnachweis und eine saubere Eintragung. Idealerweise gibt es zusätzlich eine Garantie für Motor und Antriebsstrang und der Anbieter prüft, ob das Gesamtpaket zum Fahrprofil passt.

Zusätzlichen Schub mit Verantwortung nutzen

Kleine Technik-Bausteine können erstaunlich viel bewegen. Turbolader und elektrische Booster holen aus vorhandener Energie mehr Nutzleistung heraus, intelligente Software unterstützt diese Technik und hilft Herstellern, strenge Emissionsziele zu erreichen. Für Fahrende bedeutet das einen kräftigen Durchzug bei moderatem Verbrauch. Damit aus mehr Schub kein Risiko entsteht, müssen Aufladung, Kühlung, Motorauslegung und Sicherheitsreserven stimmig bleiben. Wer nachrüstet oder Tuning ins Auge fasst, sollte auf geprüfte Komponenten und dokumentierte Leistungswerte achten und zusätzlich eine fachgerechte Abstimmung einfordern. Dann wird aus der unscheinbaren Technik im Motorraum ein zuverlässiger Partner für dynamische, aber verantwortungsvolle Mobilität.
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