Nächster Aufruf zu neuer Diesel-Nachrüstwelle

Wenige Wochen vor Einrichtung der ersten Umweltzonen in deutschen Städten kann die Nachrüstung mit wirksamen Partikelfiltern für Diesel-Pkw endlich flächendeckend in Gang kommen - Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes informiert gemeinsam mit Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen über zuverlässige Filtersysteme -Jetzt auch die Nachrüstung bei Lkw auf den Weg bringen

Halter von Diesel-Pkw, die noch vor der bevorstehenden Einrichtung von Umweltzonen in zahlreichen deutschen Städten einen Partikelfilter nachrüsten wollen, können dies nun ohne größere Sorge vor so genannten Betrugsfiltern tun. Nachdem mangelhafte und funktionsuntüchtige Filtersysteme der Firmen GAT, Tenneco/Walker und Bosal ihre Allgemeinen Betriebserlaubnisse (ABE) verloren haben, hat das Kraftfahrtbundesamt die Staatsanwaltschaft Essen zu Ermittlungen gegen das Unternehmen GAT aufgefordert. Das Kraftfahrzeuggewerbe hat zugesagt, bis auf Weiteres keine Partikelfiltersysteme der auffällig gewordenen Hersteller mehr zu verbauen. Damit ist ab sofort sichergestellt, dass nur mehr qualitativ hochwertige Partikelfilter nachgerüstet werden, die zu bis zu 70 Prozent der lebensgefährlichen Feinstaubpartikel unschädlich machen. Darauf haben das Deutsche Kraftfahrzeuggewerbe (ZdK), die Deutsche Umwelthilfe (DUH), der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) anlässlich einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin hingewiesen.

"Gewisse Situationen erfordern ungewöhnliche Allianzen - so einen Fall haben wir, wenn Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe und Deutsche Umwelthilfe gemeinsame Sache machen", erklärte Robert Rademacher, der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZdK), den gemeinsamen Auftritt mit DUH, BUND und VCD. "Dieselfahrzeuge mit einem Rußpartikel-Filter nachzurüsten, ist heute Stand der Technik". 1,2 bis 1,5 Millionen Nachrüstungen bis zum Ende des Förderzeitraums im Jahr 2009 nannte Rademacher ein "realistisches Volumen". Vom Gesamtpotenzial der rund acht Millionen grundsätzlich zur Nachrüstung geeigneten Diesel-Pkw sollten 20 Prozent Erfolgsquote im Interesse der Umwelt der unterste Wert sein. Dieselpartikelfilter mit ABE seien ein "wertvoller Beitrag zum Klimaschutz".

Es könne nicht sein, dass "nach Jahren härtester Auseinandersetzungen um die Filter-Nachrüstung", nun einige wenige Hersteller von Betrugssystemen eine ganze Branche in Misskredit brächten, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. "Wir begrüßen die Zusage des Kraftfahrzeuggewerbes, ab sofort Partikelfilter der auffällig gewordenen Firmen zu sperren". Somit könne die DUH nun alle Halter von Diesel-Pkw ohne Bedenken auffordern, ihre Fahrzeuge mit seriösen Markenfiltern nachzurüsten. Die DUH werde diese Selbstverpflichtung kontrollieren und Verstöße auf der "Schmuddelfilterliste der DUH" im Internet veröffentlichen, sagte Resch. Von den zuständigen Behörden verlangt die DUH, zukünftig Wirksamkeitskontrollen für alle Filtersysteme vor der Zulassung sowie regelmäßige Feldkontrollen durchzuführen - außerdem die Aufnahme der Messung des Partikelausstoßes in die Abgasuntersuchungen (AU).

Wichtig für den Erfolg der Nachrüstung sei auch, dass die in den kommenden Monaten eingeführten Umweltzonen in deutschen Städten wirklich eine messbare Entlastung der Feinstaubfrachten brächten. Im Gegenzug müssten die ab Januar 2008 in Umweltzonen geltenden Feinstaubplaketten besonders anfangs konsequent kontrolliert werden. Die Einhaltung der Regelungen werde die DUH genau beobachten, so Resch: "Wo rußfrei draufsteht, muss auch rußfrei drin sein - und das heißt: Ein Filter, der funktioniert."

Der verkehrspolitischer Sprecher des Verkehrsclub Deutschland (VCD), Gerd Lottsiepen verwies auf die Bedeutung des Lkw-Verkehrs und der Bautätigkeit für die Feinstaubbelastung in den Ballungszentren. Um innerhalb der Umweltzonen eine spürbare Reduzierung des Feinstaubproblems zu erreichen, sei neben der Pkw-Nachrüstung auch die der Nutzfahrzeuge und Baumaschinen überfällig. Die Feinstaub-Belastung der schweren Dieselstinker sei enorm und werde häufig unterschätzt. "Fast alle Neu-Pkw werden heute mit einem geregelten Partikelfilter verkauft. Nicht so Lkw, wo der derzeit noch geltende Partikelgrenzwert auch ohne Filter unterschritten werden kann" sagte Lottsiepen. Auch eine Nachrüstung von Nutzfahrzeugen wie Busse, Transporter und Lkw finde kaum statt. Dass Filter in schweren Nutzfahrzeugen problemlos einsetzbar wären, zeigten die mehr als tausend Partikelfilter-Busse der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) im täglichen Einsatz. Auch deshalb fordern die Verbände die vorzeitige Einführung des Euro VI-Grenzwertes für Nutzfahrzeuge. Problematisch seien auch Baumaschinen, die in Deutschland unbegrenzt Rußpartikel in die Atemluft pusten dürften und so in Innenstädten mit bis zu 30 Prozent zur Feinstaubbelastung beitragen.

Der Verkehrsreferent beim Bund für Umwelt und Naturschutz BUND, Werner Reh, erinnerte daran, dass bis zum 1. März 2008 in mindestens 11 Städten in Deutschland Umweltzonen eingerichtet werden sollen. Ältere Diesel-Fahrzeuge können dort dann nur noch fahren, wenn sie einen funktionstüchtigen Partikelfilter nachträglich eingebaut haben. Reh zeigte sich besorgt über die zahlreichen Ausnahmeregelungen in manchen der betroffenen Städten. "Überall muss das Prinzip gelten: ´Nachrüstung geht vor Ausnahmegenehmigung´. Die Umrüstung müsse jetzt sofort beginnen, andernfalls drohten massive Liefererengpässe im unmittelbaren Vorfeld des Umweltzonen-Starts. In Baden-Württemberg, wo allein im nächsten Frühjahr acht Städte Umweltzonen einrichten, seien bis heute erst drei Prozent des betroffenen Fahrzeugbestandes von 1,4 Mio. Kfz, die schlechter als EURO II sind, mit Filtern nachgerüstet. "Das ist viel zu wenig.", schloss Reh.

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Quelle: Deutsche Umwelthilfe