Die Evolution des Bentley V8-Motors

Ohne Frage ist das Herz jedes auf hohe Leistung ausgelegten Automobils sein Motor.

Bei Bentley Motors ist der klassische, in Crewe gebaute 6,75-Liter-V8 aber noch mehr - nämlich Bestandteil des Marken- und Firmennamens, er ist dessen Signatur.

Für den Prozess der kontinuierlichen Weiterentwicklung und Perfektionierung des Bentley V8-Motors im Verlauf von 20 Jahren hat man den treffenden Begriff 'Genetic Engineering' gewählt. Hohe Leistung und ein außerordentliches Drehmoment sind seine Eigenschaften, die auf zwei Parametern beruhen: großer Hubraum in Verbindung mit Turboaufladung.

In der Automobilwelt weiß man seit langem, dass V8-Motoren schon bei niedrigen Tourenzahlen ein hohes Drehmoment produzieren. Der Block und die Zylinderköpfe des 6,75 Liter großen Bentley-V8-Motors bestehen aus Aluminium. Die hohe Qualität der speziellen Leichtmetalllegierung resultiert in geringem Gewicht und Laufruhe - und die ständige Verbesserung beider Eigenschaften entspricht exakt der Philosophie des 'Genetic Engineering'.

Eine im Grunde einfache, aber effiziente Konstruktion stellt das Potential des Motors dar: eine zentrale Nockenwelle, zwei Ventile pro Zylinder. Kombiniert mit der Formel für Bohrung und Hub = 104,1 x 99,1 mm erklärt sich daraus das hervorragende Drehmoment schon bei niedrigen Tourenzahlen.

Auch die Turboaufladung trägt dazu bei. Der große Garrett T04E, wie ihn der Arnage Red Label aufweist, wurde speziell für Bentley konstruiert und auf die Charakteristik des V8 abgestimmt: diskrete, aber bei Bedarf sofort abrufbare Kraftentfaltung und Beschleunigung, Beim Bentley verspürt man den konstant dynamischen Vortrieb; einen plötzlichen Stoß in den Rücken kennt man nicht.

Kraftentfaltung, scheinbar ohne Ende: Das ist der Effekt, den der turboaufgeladene V8-Motors vermittelt. Chief Executive Tony Gott fasst diese Tugend wie folgt zusammen: ?Der Fahrer spürt, dass beim Tritt aufs Gaspedal das gewünschte Drehmoment sofort da ist - aber der Wagen ist auch bei niedrigen Drehzahlen fahrbar. Ein Bentley-Motor lässt erkennen, dass stets eine genügende Leistungsreserve zur Verfügung steht."

In seiner jüngsten Version profitiert der 6,75 Liter V8, so wie er im Arnage Red Label zu finden ist, von dem neuen Zytek EMS5 Motormanagement-System. Es wurde speziell für Bentley entwickelt und basiert auf dem Zytek Engine Control System für Formel-1-Wagen. Die Kombination bewährter Formel-1-Technologie mit dem kultivierten Bentley-Motor kann man als geradezu ideal bezeichnen.

1946In diesem Jahr begann in Crewe die Bentley-Produktion. 1938/39 war das Werk für die Herstellung von Merlin-Flugmotoren errichtet worden. Die nach dem Krieg gebauten Bentley-Motoren waren zunächst Reihen-Sechszylinder für den Mark VI und wurden auch im nachfolgenden R-Type und bis 1959 in der S-Serie verwendet. 1950 beschloss der damalige Technische Direktor Harry Grylls, den aus dem Jahre 1938 stammenden Sechszylinder durch eine zeitgemäßere Konstruktion zu ersetzen. Ein 5,7-Liter-Reihenachtzylinder stand bereits zur Verfügung, doch Baulänge und Gewicht sprachen gegen dessen Verwendung. Auch ein V12 wurde in Erwägung gezogen. Man entschied sich jedoch für einen großvolumigen V8, zumal ein solcher Motor auch auf dem Exportmarkt USA hohe Akzeptanz versprach.

Unter der Leitung des Entwicklungsingenieurs Jack Phillips entstand ein solcher V8, der die Eigenschaften der besten amerikanischen Achtzylinder jener Zeit in sich vereinte. Zunächst erprobte man 5,3- und 5,4-Liter-Aggregate, doch als 1953 die ersten Versuchsmotoren auf dem Prüfstand liefen, wurde klar, dass der Hubraum größer ausfallen musste, wollte man die angestrebten Leistungs- und Drehmomentwerte erzielen. Man entschied sich für 6,23 Liter.

1959Der neue V8-Motor präsentierte sich 1959 im Bentley S2. Trotz der zusätzlichen zwei Zylinder und 27,5 % mehr Hubraum als bisher, erwies sich der V8 um 15 kg leichter - dank der Verwendung von Aluminium für Block und Zylinderköpfe. Das überquadratische Zylindermaß betrug anfangs 104,1 mm für Bohrung und 91,4 mm für Hub, die Kurbelwelle war fünffach gelagert, die im V mittig angeordnete Nockenwelle wurde über Zahnräder angetrieben. Die Aktivierung der hängenden Ventile erfolgte über selbstnachstellende Hydraulikstößel.

Der 6,23-Liter-V8 wurde auch im 1963 vorgestellten Bentley S3 verwendet, allerdings mit einer auf 9,0:1 erhöhten Verdichtung und mit zwei 2"-SU HD8 Vergasern. Weitere Modifikationen betrafen die jetzt nitrierte Kurbelwelle mit Kurbelzapfen größeren Durchmessers, um der 7-prozentigen Leistungszunahme zu entsprechen. Mit der Einführung des Bentley T gab es jedoch weiterreichende Änderungen am Motor, so auch neue Zylinderköpfe mit unterschiedlich geformten Verbrennungsräumen, die eine noch höhere Leistungsausbeute und mehr Drehmoment bewirkten.

1970In diesem Jahr erfolgt die Erhöhung des Hubraums auf die bis heute beibehaltene Größe von 6,75 Liter. Die zusätzlichen 520 ccm ergaben sich aus einer neuen Kurbelwelle mit größerem Hubweg in Verbindung mit größeren Pleueln und Kolben. Der Hub betrug nun 99,1 statt 91,4 mm. Technischer Direktor war jetzt John Hollings, Chefentwickler im Motorenbereich J. Astbury.
19821980 hatte man für nach Kalifornien exportierte Bentleys Kraftstoffeinspritzung (Bosch K-Jetronic) eingeführt; zwei Jahre später trat der Mulsanne Turbo mit Abgas-Turbolader an. 1983 wurde Mike Dunn zum Technischen Direktor ernannt, der die Weiterentwicklung des Motors forcierte.
1985Einführung des Turbo R.
1987Bentley beendete die Herstellung von Vergasermotoren. Beim 6,75-V8-Einspritzmotor gab es viele Neuerungen, so auch eine geänderte Zündfolge und neugeformte Zylinderköpfe für einen optimierten Gasdurchsatz. Zugleich erfuhr das Kurbelgehäuse Versteifungen durch einen stärkeren Flansch am Sumpf und eine zusätzliche Rippe; weitere Verbesserungen bestanden in der Hinzufügung von zwei Zwischenlagern und einem verstärkten Block durch mittig geführte Querverschraubungen. Ein doppelreihiger Einlasskrümmer wurde ebenfalls entwickelt, der für die Kraftstoffzuführung an den Ventilen und damit für eine bessere Verwirbelung des Gemischs sorgte.
1994Einführung eines neuen Motorenmanagement-Systems mit Druckrohreinlass zur Verbesserung des Drehmomentverlaufs.
1995Motoren mit 406 PS verfügbar für die Modelle Turbo S und Continental S.
1996Alle Bentley Turbomotoren werden mit dem 386 PS-Management-System von Zytek versehen.
1997Einführung der 300-PS-LPT-Version beim Bentley Brooklands und Rolls-Royce Silver Spur; das Flaggschiff Continental T kann mit 400-PS-Motor geliefert werden.
1998325 PS im Brooklands R Mulliner; eine Version mit 420 PS ist erhältlich für die Modelle Continental T und Turbo R Mulliner.

Zur Übersicht: -> Oldtimer



Quelle: Bentley Motors
Foto: Bentleys Mulliner Continental T Personal Commission