Elektroautos: Zukunftsperspektive mit Ladehemmung

Die weltweite Deloitte-Studie "Unplugged: Electric Vehicle Realities versus Consumer Expectations", für die 13.000 Verbraucher in 17 Ländern befragt wurden, zeigt: Die Mehrheit der Verbraucher ist bereit, Elektroautos (EV) als Alternative zu Modellen mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren in Betracht zu ziehen oder sogar als "First Mover" in naher Zukunft eines zu kaufen. Im weltweiten wie im europäischen Vergleich sind die Deutschen jedoch eher zögerlich, anders als beispielsweise Spanier oder Italiener. Die potenziellen Käufer stellen allerdings konkrete Bedingungen an die Alltagstauglichkeit und Leistungsfähigkeit von EVs - die von der Industrie noch nicht erfüllt werden können. Reichweite, Ladezeiten und Lade- bzw. Unterhaltskosten gehören zu den maßgeblichen Akzeptanzkriterien. Eine wichtige Rolle spielen auch die Versorgungsinfrastruktur und der Kaufpreis - Inder und Chinesen akzeptieren hier am ehesten einen Aufpreis. Die Bereitschaft zum Umstieg auf EVs würde jedoch länderübergreifend stark sinken, wenn Verbrennungsmotoren signifikant effizienter oder Kraftstoffpreise auf einem niedrigen Niveau verharren würden.

Inder und Chinesen besonders interessiert
Inder und Chinesen zeigen besonders hohes Interesse an Elektroautos - hier ist mit jeweils 50 Prozent der Befragten auch der größte Teil der Verbraucher bereit, zu den ersten Käufern zu gehören. Zum Vergleich: In Deutschland sind es gerade einmal neun, in Japan vier Prozent. Die potenziellen Interessenten für EVs, die als First Movers in Betracht kommen, sind im Schnitt gut ausgebildet, leben im urbanen Umfeld und verfügen eigenen Einschätzungen zufolge über Fachwissen. Geht es generell um den Kauf, gleichen sich die Werte weltweit an.

Maßgebliche Kaufkriterien
Die Bereitschaft zum Kauf eines EVs ist an klare Bedingungen geknüpft: Für 85 Prozent der Befragten sind vor allem die Reichweite der Autos entscheidend und ein möglichst schnelles und bequemes Aufladen der Batterien zu vertretbaren Kosten. Daneben sind vor allem der Kaufpreis einschließlich eines speziellen "EV-Aufschlags" sowie die Entwicklung der Verbrennungsmotor-Effizienz und der Kraftstoffpreise wichtig.

Geforderte Reichweite nicht zu realisieren
Besonders augenfällig ist die Diskrepanz zwischen Anspruch und Angebot bei der Reichweite von EVs. Die Verbraucher erwarten eine mittlere Reichweite von etwa 320 km pro Aufladung - machbar ist gerade einmal die Hälfte. Der Grund: Heutige Batterien können nicht genug Energie speichern, ohne dabei zu groß, zu schwer und zu teuer zu werden.

Problem Ladezeiten
Auch bei den Ladezeiten und -konditionen kann die Industrie nicht das liefern, was die Verbraucher wollen: So betragen heutige Ladezeiten minimal acht Stunden - akzeptabel wären für die Mehrheit gerade einmal zwei. Die Japaner fordern sogar maximal eine halbe Stunde. Die Ladezeiten haben konkrete Auswirkungen auf die Infrastruktur: Sie machen das Aufladen unterwegs nahezu unmöglich - eine (kostenintensive) Alternative wären Batterie-Austauschstationen. Auch kann der Einsatz von Telematik sinnvoll sein.

EV darf maximal 30.000 USD kosten
Eine sensible Frage ist der Preis. Die größte Bereitschaft zeigen Inder und Chinesen, aber auch Deutsche, Argentinier und Franzosen würden einen "EV-Aufschlag" in Kauf nehmen. Auf der anderen Seite erwarten gerade Inder und Argentinier EVs vor allem im unteren Fahrzeug- und Preissegment. US-Amerikaner, Kanadier und Japaner sind generell am ehesten bereit, ein teures Elektroauto zu kaufen. Weltweit liegt die Schmerzgrenze jedoch bei höchstens 30.000 US-Dollar für ein Fahrzeug. Tatsächlich werden solche Preisgrenzen von der Industrie kaum einzuhalten sein: Obwohl die Batterie als teuerste Komponente mit steigenden Produktionszahlen billiger wird, bleiben deren Kosten auf absehbare Zeit hoch.

Auch Entwicklung der Verbrennungsmotoren relevant
Weitere wichtige Kriterien für die Kaufbereitsch aft von EVs sind überdies die Entwicklung der Verbrennungsmotoren: Je effizienter sie arbeiten und je geringer der Spritverbrauch, desto kleiner das Interesse an Elektroautos. Gleiches gilt für Kraftstoffpreise. Eine klar definierte - und in den einzelnen Ländern unterschiedliche Obergrenze würde das Interesse an Elektroautos schlagartig erhöhen. In Deutschland legt diese Grenze bei 1,52 Euro pro Liter.

"Etwa zwei bis vier Prozent der Befragten würden EVs nach heutigen Bedingungen akzeptieren. In keinem der entscheidenden Punkte ist die Industrie auf dem geforderten Niveau. Jedoch ist dies kein statischer Zustand - mit der Zeit werden neue Kriterien relevant. Eines jedoch scheint sicher: Ohne aktive Unterstützung seitens der Regierungen insbesondere bei der Infrastruktur ist trotz Verbraucherinteresse ein grundlegender Wandel kurzfristig nicht zu erwarten", schließt Siegfried Frick.

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Quelle: Deloitte