Autonome Fahrzeuge lösen den Datensupergau aus

Der Datenschutzexperte und GISAD Initiator Olaf Berberich warnt eindringlich: "Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass die Hersteller das Problem Datenschutz lösen werden. Die Entwicklung geht schneller voran, als selbst ich befürchtet habe."

Grund zur Sorge sieht Berberich ausgerechnet in einer App, die Fährrädern demnächst die Vorfahrt in den Innenstädten garantieren soll. Die GPS Daten der Smartphones der Fahrradfahrer werden in der von Siemens entwickelten Sibike-App dazu benutzt, um die Ampeln Fahrrad gerecht zu schalten. Auf dem Siemens Server werden umfangreiche Bewegungsdaten der Nutzer gespeichert werden. "Selbst wenn ich Siemens gute Absichten unterstelle, derzeit ist anhand des Abgleichs von wenigen Merkmalen die Identifikation des einzelnen möglich, so dann zukünftig auch ein genaues Bewegungsprofil feststellbar."

Alternativ schlägt Berberich vor, für alle Bürger eine verbindliche kostenlose Infrastruktur als Erweiterung des Smartphones anzubieten, um mit anderen Verkehrsteilnehmern anonym zu kommunizieren. Anonymität ist jedoch nur herzustellen, wenn alle Prozesse wie Bestellen, Bezahlen und Kommunizieren über das gleiche persönliche digitale System erfolgen.

Auch geht Berberich davon aus, dass autonomes Fahren über reine Sensorik nicht sinnvoll ist. Alle Verkehrsteilnehmer, also auch Fußgänger, müssen mit den Fahrzeugen direkt kommunizieren können. Im November 2016 hat Berberich die damalige VW Vorstandsfrau Dr. Hohmann-Dennhardt (ehemalige Verfassungsrichterin) zu dem Thema Datenschutz als disruptives Geschäftsmodell angesprochen. Mit Hochdruck wurde die Idee durch die entsprechenden Stellen im Hause VW gejagt. Die Absage kam bereits im Dezember, dass: "sich ein solches Konzept aufgrund der Komplexität der Anwendungsfälle und Datenverarbeitungen bei unseren Fahrzeugen nicht umsetzen ließe."

Für Berberich ist die Antwort unverständlich. Er hat sich in seinem "Bauplan für die digitale Gesellschaft" intensiv mit den Umsetzungsmöglichkeiten beschäftigt. Wenn Dinge zu komplex werden, ist das ja gerade der Grund, sie auseinanderzunehmen und zu dezentralisieren. Scheinbar will man an das Thema nicht ran. Der Anwender wird so zunehmend überfordert, wenn er sich als Fußgänger, Hundeführer, Fahrradfahrer, Autofahrer und Busfahrer mit jeweils einem anderen System herumschlagen wird müssen. Das ist Komplexität.

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Quelle: GISAD